Geschichte der Aloysiuskapelle

und

des Kapellenvereins Elvekum e. V.

 

100 Jahre Kapelle Elvekum

 Der Heilige Aloysius

Aloysius war ein Sohn des Fürstenhauses Gonzaga. Er verzichtete allerdings auf sein Erbe und trat in den Jesuitenorden ein. Sein Attribut ist die Lilie, die das Sinnbild der Reinheit darstellt. Wie kaum ein anderer verkörpert er diese Reinheit, wobei er der Patron der Reinheit des Herzens und der rechten Berufswahl darstellt. Daher verehrt ihn die studierende Jugend seit 1729 als ihren besonderen Schutzheiligen.

Geboren wurde er am 1. März 1568 unter dem Namen Luigi von Gonzaga. Er war der älteste Sohn des Markgrafen Ferdinand von Gonzaga und wuchs im Schloss Castiglione bei Mantua auf. Aloysius Vater erkannte früh die religiösen Neigungen seines Sohnes und sandte ihn daher schon in jungen Jahren zu verschiedenen befreundeten Fürsten, damit er dort das höfische Leben genießen lerne und sich die religiösen Flausen darüber aus dem Kopf schlüge. Das oberflächliche Leben bei Hofe und seine auf Genuss konzentrierte Dekadenz lehnte Aloysius jedoch schon als Knabe entschieden ab. Trotz seines schon früh auftretenden Magen- und Gallenleidens unterzog sich der Junge strapaziösen Bußübungen, geißelte sich und verbrachte viel Zeit mit dem Gebet. Es heißt, seine Liebe zur Reinheit sei so stark ausgeprägt gewesen, dass er die Augen stets vom weiblichen Geschlecht abwandte und es nicht einmal wagte seiner eigenen Mutter ins Angesicht zu schauen.  

So kam es, dass sich Aloysius zum Schrecken seines Vaters dazu entschied dem Jesuitenorden beizutreten und allem weltlichem Besitz, der ihm zugestanden hätte, zu entsagen. Im Oktober 1585 reiste er schließlich nach Rom und trat dort sein Noviziat an. Seine hohe Geburt hielt ihn nicht davon ab im Kloster die niedrigsten Dienste zu verrichten. Aus eigenem Entschluss führte er ein karges Leben in tiefster Demut und unter bescheidensten Umständen. Das Pestjahr 1591 sollte letztlich sein Todesjahr werden. Als der schwarze Tod um sich griff und zahllose Menschenleben forderte, widmete sich Aloysius ohne Rücksicht auf das eigene Leben der Fürsorge gegenüber Pestkranken. In seiner aufopferungsvollen Betreuung der Kranken steckte er sich dann selbst mit der Pest an. Drei Monate lang rang er mit der Krankheit, der er letztendlich unweigerlich erliegen musste. Aloysius starb am 21. Juni 1591 im Alter von nur 23 Jahren.  

Eine kleine Gemeinde im Wandel der Zeiten  

Leider ist es nicht genauer zu verorten, wann genau die Siedlung Elvekum gegründet wurde, aber man geht mittlerweile davon aus, dass dies zwischen dem 6. und 9. Jahrhundert geschehen sein muss. Die Missionierung des heutigen Kreises Neuss ging damals höchstwahrscheinlich von Köln aus. Hierbei zeigt sich einmal mehr die enge historische Bindung der Neusser an die Domstadt. Auch gerade für Elvekum sollte Köln später noch eine nicht unbedeutende Rolle spielen, wie sich zeigen wird.  

Im Jahre 1094 werden die Herren von Dyck erstmals urkundlich als die Grundherren von Norf, Rosellen und Elvekum nachgewiesen. In den folgenden Jahrhunderten verkauften die Herren von Dyck schrittweise Grundbesitz an klerikale Instanzen. Auf diese Weise entstanden im 14. Jahrhundert endgültig die beiden getrennten Pfarreien Norf und Rosellen. Es ist unklar, zu welcher der Pfarreien Elvekum vor der Teilung zugeordnet gewesen ist. Bekannt ist allerdings, dass Elvekum vom Spätmittelalter an bis ins 19. Jahrhundert zwischen den beiden katholischen Pfarreien aufgeteilt war. Ebenso war das Dorf bis 1968 zwischen Rosellen und Norf auf Gemeindeebene geteilt.  

Die Zeit der Reformation ist offenbar am katholischen Elvekum spurlos vorübergegangen. Wie es scheint, hat es hier keine „Ketzer“, also Angehörige der reformatorischen Bewegung gegeben. Einen tieferen Einschnitt muss die Französische Revolution bedeutet haben, die nach ihrem Beginn 1789 wenige Jahre später auch das Rheinland erreichte. 1794 begann die Besatzung des Rheinlandes durch die französische Revolutionsarmee. Damit ging eine generelle Kirchenfeindlichkeit einher, unter der die gesamte Region zu leiden hatte. Die Enteignung von Kirchengütern und die Entweihung von Gotteshäusern seien hierbei nur als Stichworte genannt. Nach dem Schluss eines Konkordats mit dem Papst gelang es 1801 das kirchliche Leben wieder zu normalisieren. Die christlichen Glaubensgemeinschaften konnten zum Alltagsgeschäft zurückkehren.  

Das Konkordat bildete jedoch auch den Startschuss für die Umstrukturierung der Pfarr- und Verwaltungsgrenzen im Rurdepartement, zu dem auch Elvekum gehörte. 1803 trat die Umstrukturierung in Kraft, die das geteilte Elvekum nun in Gänze („Elvekum en entier“) der Pfarrei Rosellen zuschlug. Die langjährige Zugehörigkeit eines Teils des Dorfes lässt sich auch heute noch an einem Straßennamen ablesen. So bezeichnet nämlich der „Lichweg“ die Straße, auf der die „Leichen“ aus dem Norfer Teil Elvekums zum Norfer Kirchhof gebracht wurden. Auch wenn Elvekum immer wieder zum Zankapfel zwischen Norf und Rosellen geworden war und es auch nach 1803 noch manches Mal zu Streitigkeiten kam, war die Zugehörigkeit zu Rosellen beschlossene Sache und so sollte es auch bis heute bleiben.  

Aber auch nachdem die Zugehörigkeit geklärt war, sollten die Probleme keine Ende nehmen. Die gläubigen Katholiken Elvekums hatten nun einen Fußmarsch von 30 bis 35 Minuten in Kauf zu nehmen, wenn sie den Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Peter in Rosellen besuchen wollten. Auch der Weg zur St. Antonius Kapelle in Schlicherum war nicht wirklich kürzer. Nicht zuletzt dieser Umstand dürfte schon im 19. Jahrhundert vermehrt den Wunsch der Elvekumer nach einer eigenen Kapelle geweckt haben. Ein Schreiben Hermann Müllers, dem damaligen Eigentümer des Elvekumer Hofes, an das Generalvikariat zu Köln vom 17. Januar 1904 gibt genaueren Aufschluss über den Stand der Dinge in jener Zeit.  

„Als vor mehreren Jahren in dem von Elvekum ungefähr 10 Minuten entfernt gelegenen Orte Allerheiligen für die Ortschaften Elvekum und Allerheiligen eine neue Schule errichtet wurde, fasste man in Elvekum von neuem den Plan, in diesem Orte eine Kapelle zu bauen, damit, wie der Besuch der Schule, so auch der der Kirche den schulpflichtigen Kindern erleichtert würde. Die Pfarrkirche, in Rosellen gelegen, ist von Elvekum ungefähr 35 Minuten entfernt, so dass ihr Besuch bei den schlechten Wegeverhältnissen an unwirtlichen Tagen für die Bewohner von Elvekum große Beschwerden bietet, was von ortskundigen Personen nicht bestritten werden kann. Bereits vor 40 Jahren wurden von den Bewohnern von Elvekum heilige Messen in Rosellen gestiftet mit der Bedingung, dass diese, wenn in Elvekum eine Kapelle errichtet würde, an die Kapelle übertragen würden.

Die Bewohner von Elvekum bildeten daher vor fünf Jahren einen Kapellenbauverein, dessen Zweck zunächst war, einen Fonds zu sammeln und hiervon baldigst die Ausführung des Kapellenbaues zu sichern. Bisher sind bereits 3000 Mark von den Vereinsmitgliedern aufgebracht worden, wozu von privater Seite 1700 Mark dem Vereine zur Verfügung gestellt wurden. ... Gleichfalls werden Bauplatz und Steine geschenkt werden, so dass eine Kapelle mit einem Kostenaufwande von circa 6000 Mark nach beiliegendem Plane auszuführen zur Zeit möglich ist. ...

Unterzeichneter gestattet sich, im Namen der Bewohner des Ortes das Erzbischöfliche Generalvikariat zu bitten, zur Ausführung des anliegenden Planes die Genehmigung zu erteilen und in Erwägung zu ziehen, ob gegen ein jährliches Entgelt von 300 Mark, welches die Bewohner von Elvekum jährlichst aufzubringen, sich bereits verpflichteten, von dem Herrn Vikar von Rosellen die gottesdienstlichen Obliegenheiten, so zunächst an Sonn- und Feiertagen die Lesung einer heiligen Messe, ausgeführt werden könnten.“         

Im Nachwort wurde ebenfalls versprochen, dass die Elvekumer „dem Herrn Kaplan nach Möglichkeit Fahrgelegenheit ... besorgen“ würden. Dieses Schreiben ist insofern sehr aufschlussreich, als dass es die Zusammenhänge und Grundsteine späterer Komplikationen verdeutlicht. Zum Einen ist die Rolle Allerheiligens angesprochen. Es wird nämlich deutlich, dass der Bau der Schule in Allerheiligen einen weiteren Anstoß für die Initiative zum Kapellenbau gegeben hat. Zum Anderen geht aus diesem Schreiben das große persönliche Engagement und die aufopferungsvolle Gottesliebe der Elvekumer besonders deutlich hervor. Am 19. Februar 1904 wurde dem Antrag entsprochen und es konnte offiziell mit dem Bau begonnen werden. Als Bauherr wurde der Kirchenvorstand eingesetzt, unter dessen Aufsicht der Kapellenbauverein den Plan in die Wirklichkeit umsetzen sollte.  

Wer jetzt glaubt, dass damit die Geschichte des Kapellenbaus von Elvekum abgeschlossen ist, der kennt die „preußische Ordnung“ noch nicht. Am 9. Juli 1904 versagte das zuständige preußische Ministerium seine Genehmigung aufgrund eines Formfehlers. Da Hermann Müller eine weltliche Privatperson war, wurde für das Ministerium der Antrag unzulässig. Daraufhin erklärte sich der Rosellener Kirchenvorstand bereit in die Bresche zu springen und den Ablauf dadurch zu legitimieren, dass man selbst den Antrag erneut stellte, diesmal unter pingeligster Beachtung der Vorschriften. Im preußischen Staat kommt eben doch zuerst die Wanzenordnung und erst dann die Wanze. Dieser Umstand kostete die Elvekumer allerdings einmal mehr Geduld und Geld. So musste der Kapellenverein der Pfarrkirche Rosellen noch ein Kapital von 150 Mark stiften, von dessen Zinsen der Unterhalt des im Bau befindlichen Gotteshauses bestritten werden sollte. Bis zum Winter 1904 wurde die Baugenehmigung dann auch durch das Ministerium bestätigt.  

„Die Erbauung der Kapelle nach dem Plan des Architekten und Bauunternehmers Josef Detmer aus Worringen zog sich etwas länger hin. Gutsbesitzer Müller ließ die erforderlichen Ziegelsteine im Feldbrandverfahren auf seinem Acker an der Gotteslinde fertigen. Elvekumer Bauern beförderten die Feldbrandziegel zur Baustelle. Es entstand eine schlichte, rechteckige Kapelle mit halbrunder Apsis im neuromanischen Stil. Im Giebelfeld des Kapelleneinganges befindet sich zwischen dem Kapellenbaujahr 1905 das Lamm Gottes auf dem Buch mit sieben Siegeln. Das Innere der Kapelle besteht aus zwei Jochen, die durch Strebepfeiler gegliedert sind, um dem Apsisraum.“[1]  

Nach ihrer Fertigstellung wurde die Kapelle dann am 14. Februar 1906 dem heiligen Aloysius geweiht. Die Zeremonie wurde durch den Rosellener Pfarrer Bommes und den Vikar Steinkamp vollzogen. Der erste Küster der Kapelle war Johann Stammen, dessen Nachfolger später Peter von Zons wurde. Dieser wurde von Herrn Johann Schaffrinna abgelöst, der in der Elvekumer St. Aloysius-Kapelle bis heute seinen Dienst versieht. 

Am 20. Juni 1929 erteilte das Generalvikariat die Genehmigung an allen Sonn- und Feiertagen eine Heilige Messe in Elvekum zu halten . Die Binationsvollmacht wurde gleichzeitig erteilt.  

Während die Elvekumer lange Zeit den Unterhalt der Kapelle selbst finanzierten, kamen noch andere Verpflichtungen auf sie zu. Bis in die neunziger Jahre hinein mussten beispielsweise die Geistlichen, welche die Messe in Elvekum lesen sollten, von der Gemeinde selbst zum Gottesdienst transportiert werden oder sie mussten für seine Fahrt finanziell aufkommen. Aber auch dies zog manches Mal Probleme nach sich, wie ein Schreiben des Pfarrers Hilleke an den Vorstand der Kapellengemeinde Elvekum vom Februar 1953 zeigt. 

„Gestern kam der Herr Erzpriester durch und durch gefroren von Elvekum zurück und war für den weiteren Sonntagsdienst nicht mehr fähig. Er war im offenen Wagen bei etwa 10° Kälte in sehr langsamem Tempo nach Elvekum hin- und zurückgefahren.

Sie wollen mich bitte verstehen, dass ich meinem Confrater unter solchen Umständen einen weiteren Dienst in Elvekum nicht zumuten kann und darf. Ich kann ihn zu dieser Dienstleistung nicht verpflichten, da er nicht Kaplan, sondern pensionierter Geistlicher ist, mit dessen Willen zur Hilfsbereitschaft ich rechnen muss. Ich darf ihn nicht zu einem Dienst verpflichten, für den ich mich selbst bei solchen Gegebenheiten nicht imstande sehe. Er ist ja schließlich doch ein Priester und gar einer von 72 Jahren, den die geziemende und notwendige Rücksichtnahme nicht versagt werden darf. Ich muss betonen, dass diese Hilfskraft für die Arbeiten in der Pfarrei außerordentlich wertvoll ist –bedenken sie bitte den bekannten Priestermangel- und dass ich verpflichtet bin, seine alten Kräfte unter allen Umständen zu schonen. Ich nehme an, dass diese Gründe durchschlagend genug sind, einmal zu überlegen, ob hier nicht Abhilfe geschafft werden kann. Bei ihrem so oft und so glänzend bewiesenen Willen im Verband mit der Pfarre für die Gemeinschaft zu arbeiten, habe ich die feste Überzeugung, dass sie einen Weg finden werden.“  

Im Jahre 1958 wurde eine Sakristei an die Ostseite der Kapelle angebaut. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten sich die Messdiener und der jeweilige Priester in der Kapelle hinter dem Altar umziehen. An den Baukosten beteiligten sich die Elvekumer mit 10.000,-- DM. 

In ihren ersten 80 Jahren hatte die Kapelle also allerhand zu überstehen. Inflation, zwei Weltkriege, stetige finanzielle Belastungen, bürokratische Spießrutenläufe, Grundstücksstreitigkeiten und die Sorge um geistliche Führung sind hierbei zuvorderst nennenswert.  

Zwischen Verfall und Überlebenskampf – Das Jahr 1988 

Im September des Jahres 1988 sorgte eine Inspektion der St. Aloysius Kapelle für große Unruhe in Elvekum. Das nur unter Mühen erbaute Gotteshaus stand seiner bislang größter Bedrohung gegenüber. Ein Baugutachten hatte ergeben, dass das Deckengewölbe keinem Sicherheitsstandard mehr genügte und eine akute Einsturzgefahr bestand. Die Kapelle musste geschlossen werden und eine bauliche Maßnahme war unabdingbar geworden. Die bereits erwähnte Problematik der kirchlichen Betreuung wurde nun auch kniffliger. Da die Messen zu jener Zeit vor allem durch Geistliche aus dem Kloster Knechtsteden gehalten wurden und sich dort ohnehin seit einiger Zeit ein Mangel an Priestern bemerkbar machte, war schnelles und entschlossenes Handeln gefragt. Denn wäre der Gottesdienst in Elvekum für längere Zeit von den Dienstplänen Knechtstedens verschwunden, wäre es fraglich gewesen, ob sich dies noch mal hätte rückgängig machen lassen.  

Diese Konstellation ließ nur eine Maßnahme zu, nämlich den Gottesdienst auch weiterhin im Dorf abhalten zu lassen. Die Suche nach Ausweichmöglichkeiten mündete daraufhin zunächst in der Entscheidung, die Gaststätte „Von Zons“ zum Provisorium umzufunktionieren. Aber Jedem musste klar sein, dass diese Notlösung schon allein aus Gründen der Pietät und aus Rücksicht auf die Seligkeit der Andacht nicht von Dauer sein konnte und durfte. Glücklicherweise fand sich dann auch eine angemessenere Lösung: eine Baubaracke. Diese Baubaracke von den Maßen 5 mal 10 Meter musste nun in Einzelteilen aus Krefeld überführt werden. Als sich auch ein brauchbarer Ort, die damalige Wiese vor dem Kapellentor, gefunden hatte, galt es ans Werk zu gehen.  

Innerhalb einer Woche gelang es den vielen freiwilligen Helfern die Baracke aufzubauen und den Innenraum herzurichten. Die Wände und die Decke wurden mit Stoff bespannt und ein neuer Fußboden verlegt. Der Raum wurde des weiteren mit Kapellenmobiliar ausgestattet und ein Ersatzaltar wurde von Schlicherum zur Verfügung gestellt. All dies gelang nur dank großem persönlichen Einsatz Einzelner, harter Arbeit und vieler Stunden Plackerei. Am 2. Oktober konnte daher erstmals die Heilige Messe in der „Ersatzkapelle Elvekum“ gefeiert werden.  

Aber auch wenn die „Ersatzkapelle“ den allwöchentlichen Gottesdienst wieder ermöglichte, so war das Problem der einsturzgefährdeten „Originalkapelle“ noch nicht gelöst. Um hier besser Abhilfe schaffen zu können, wurde ein schon beinahe in Vergessenheit geratener Verein reaktiviert. Der Kapellenbauverein, der 1899 gegründet worden war und letztlich, wie geschildert, den Bau der Kapelle erfolgreich initiierte, hatte seine Arbeit nach 1906 keineswegs eingestellt. Der „Katholische Kapellenverein Elvekum“ hatte noch bis in die 60er Jahre hinein den Unterhalt für die Kapelle mitbestritten. Als eine größere Renovierung ins Haus stand und die eigene Finanzgrundlage nicht mehr ausreichend war, trat man 1967 die Kapelle inklusive Grundbesitz via Schenkung an die katholische Kirchengemeinde Rosellen ab. Die Renovierungsarbeiten wurden 1969 mit Gesamtkosten in Höhe von 112.931,28 DM abgeschlossen. Davon zahlte das Erzbistum Köln 92.700,-- DM. Die Gemeinde brachte Eigenmittel in Höhe von 22.251,28 DM auf. Im Zuge der Renovierung wurde auch der Innenraum der Kapelle neu gestaltet und den Gegebenheiten des 2. Vatikanums angepasst. So wurde z. B. die alte Kommunionbank abgebaut und ihre Teile in einen neuen Altartisch eingepasst, der seinen Platz vor dem alten Hochaltar fand. Damit kam die Arbeit des Vereins vorerst zur Ruhe. Es fanden weder Versammlungen statt, noch wurden Vorstände neu gewählt. Diesen Verein galt es nun schnellstmöglich wieder zu beleben, zumal das Neusser Amtsgericht mittlerweile selbständig eine Liquidation des Vereins in die Wege geleitet hatte. Sodann berief das letzte noch lebende Mitglied des letzten Vereinsvorstandes, Küster Peter von Zons, eine Vollversammlung des Kapellenvereins ein. Neben der Wahl eines neuen Vorstandes, des Werbens neuer und alter Mitglieder und einer satzungsbedingten Umwandlung des Vereins in einen Förderverein, galt es nun die Kapelle zu erhalten.  

Nachdem dies geschehen war begann der Kapellenverein mit einigen neuen Objekten. So wurde in gemeinschaftlicher Arbeit Im Jahre 1992 eine Krippe erbaut und die ersten Krippenfiguren angeschafft. Im Laufe der Jahre wurden nach und nach weitere Figuren erworben, Kleider genäht und die Krippe verschönert. So ist es kein Wunder, dass diese Krippe 1998 ihren Weg in die „Krippana“ (Ausstellung für Krippen) in Hegersberg-Losheim fand. Jedes Jahr wird sie jedoch pünktlich zur Adventszeit aufgebaut. Ihren Höhepunkt hat sie in der Kinder- und Familienchristmette an Heilig Abend. Diese Messe wird traditionell von einem der Patres aus Knechtsteden gehalten, der allein für diese Messe gerne von den Elvekumern abgeholt wird. In den letzten Jahren werden auch die Sternsinger der Gemeinde von der St. Aloysius-Kapelle ausgesandt. Diverse Verschönerungen im Innenraum, z. B. am Ambo, ermöglichten die Mitglieder und Gönner des Kapellenvereins. So musste Herr Schaffrinna bis zum Jahre 2003 die Glocke der Kapelle per Hand bedienen, um die Dorfgemeinschaft zum Gottesdienst zu rufen und z. B. das Neue Jahr einzuläuten. 2003  bekam die Kapelle dann ein elektrisches Glockengeläut. Seitdem hört man das Elvekumer Wahrzeichen täglich um 12:00 und 18:00 Uhr und natürlich lädt ihre Glocke weiterhin zur Messe. 

Volker Helten

[1] Huck, Jürgen, Neuss-Elvekum: Vom Dorf zum Stadtteil, Neuss 1983, 80.